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Achtsamkeit im Business - Licht und Schatten eines Trends

Achtsamkeit (engl. Mindfulness) im Business ist en vogue: Kaum eine Zeitschrift im Bereich Bildung/Management/ Gesundheit, die dieses Thema auslässt. Und wie der gerade anlaufende (sehenswerte) Film "From Business to Being" http://business2being.com/de/ zeigt, hat das Thema bereits die Wissenschaft und auch die Industrie erreicht. Der Trendforscher Matthias Horx hat Achtsamkeit bereits zum Trend des Jahrzehnts ausgerufen und spricht von einem Schlüsselbegriff für die mentale Zukunft. Worum geht es dabei und was sind die Chancen aber auch die Fallen dieses Trends?

 

 


Achtsamkeit

Der Begriff Achtsamkeit rührt aus den östlichen Weisheitstraditionen (z.B. Buddhismus) her und versteht darunter die bewusste Selbst-Wahrnehmung (Bewusst + Selbst + Wahrnehmung körperlich, emotional, mental...), die uns in die Lage versetzt, mit uns selbst und unserer Umwelt (Kollegen, Partner, Familie etc.) achtsam und einfühlend umzugehen. Gemeint ist damit nicht "Friede, Freude, Eierkuchen" sondern ein tieferes Verständnis vom menschlichen Miteinander und Sein. Achtsamkeit schließt ein, sich für eigene Interessen und Bedürfnisse einzusetzen. Dies geschieht aber aus einer bewussten Haltung sich selbst und anderen gegenüber, die anerkennt, dass der Mensch sein "Ich" nicht ohne das "Du" finden kann (Martin Buber). D.h. das Anerkennen der Allverbundenheit und das Herstellen der inneren Verbindung zu uns selbst als Voraussetzung hierzu, sind zentral. Eine Schlüsseltechnik, sich Achtsamkeit vor allem uns selbst gegenüber zu erschließen, ist die Meditation.

Interesse der Unternehmen

Der Erfolg von Jon Kabat-Zinns Ansatz der "Mindful Based Stress Reduction" (MBSR) hat inzwischen dazu geführt, dass  Unternehmen achtsamkeitsbasierte Bewusstseins- und Führungstrainings nachfragen. Diese Nachfrage ist auch eine Reaktion darauf, dass das immer brutaler werdende "höher, schneller, weiter" in der globalisierten, wettbewerbs- und effizienzdominierten Wirtschaft Menschen schneller verheizt, als sie qualitativ ersetzbar sind, was über kurz oder lang jede Untermehmung gefährdet. Hinter dem Interesse der Unternehmen steckt daher auch ein Kalkül. Neben einer Riesenchance liegt darin zugleich eine Crux.

Die Crux

Die Crux könnte sein, dass man eventuell glaubt, mit Achtsamkeitstrainings nun ein hippes leistungssteigerndes Zaubermittel gefunden zu haben. So nach dem Motto: "Hey Sie waren doch jetzt beim Achtsamkeitstraining und meditieren regelmäßig, die 12-14-Stunden Tage müssten Ihnen doch jetzt leichter von der Hand gehen...". D.h. es besteht die Gefahr der Instrumentalisierung im Sinne des bisherigen Leistunsgparadigmas. Jeder, der sich intensiv mit Achtsamkeit und vor allem mit Meditation auseindergesetzt hat weiß, dass eine mechanistisch-funktionale, quantitativ bestimmte Zweckorientierung dem Achtsamkeitsansatz und dessen Wirksamkeit diametral entgegensteht.

Die Chancen

Andererseits besteht die große Chance, mit richtig verstandener Achtsamkeit in einen neuen Führungs- und Wirtschaftsstil einzumünden: Ein Stil, der anerkennt, dass einseitiges pausen- und atemloses "Tun" nicht zwangsläufig mehr wirtschaftlichen Erfolg zeitigt als bewusstes und gelassenes "Sein" - was dem berühmten buddhistischen "Handeln durch Nichthandeln" entspräche - keinesfalls gleichzusetzen mit Nichtstun; dass also die angemessene Dosis zwischen achtsamem "Tun" und "Sein" der Schüssel zu nachhaltigem Erfolg ist. Ein Stil, der anstelle automatisierter "unkreativer" Reiz-Reaktionen auf selbstreflexives Inne-Halten und daraus erwachsendes souveränes Handeln setzt. Ein Weg, der Unternehmen und Menschen wieder mit ihrer inneren kreativen Schöpferkraft verbindet und sie so aus der empfundenen Ohnmacht führt; das dürfte wirtschaftlich (menschlich sowieso) ein viel größeres Potenzial versprechen, als eine stereotype Orientierung an Markt, Analysten und Experten. Achtsamkeit als von innen nach außen gelebte Haltung kann schließlich zeigen, wie kooperative Interaktion mit Kollegen, Kunden und Marktteilnehmern vielseitigere und menschengerechtere Wachstumsperspektiven eröffnet, als es das aktuelle vom Überlebens- bzw. Verdrängungskampf getriebene Wirtschaften je vermag.© Michael Klenk Foto: Pixabay